Kunstschaffende
Nachlässe
Erbverträge
Margrit Jäggli (1941-2003)
Bürgerort: Trub (BE), Winterthur
Schaffensort: Bern
Auf Wunsch der Eltern absolviert sie 1957–1960 eine Lehre als Schneiderin. 1960–1962 besucht sie das Lehrerseminar in Thun, parallel dazu Kurse an der Kunstgewerbeschule Bern. 1963 folgt eine Atelierausbildung beim Maler Adolf Herbst in Zürich. 1963–1970 ein Studium der Philosophie, Germanistik und Kunstgeschichte an den Universitäten Bern und München. Margrit Jäggli ist mit vielen Berner Kunstschaffenden befreundet, unter anderem mit Heinz Brand, Franz Eggenschwiler, Lilly Keller, Manon, Christian Megert, Meret Oppenheim und Otto Tschumi.
Mit ihren figurativen Spiegelbildern ist Margrit Jäggli in den 1960er und 1970er Jahren auch international erfolgreich. Begonnen hat sie jedoch mit Malerei traditionellen Stils. Beeinflusst von ihrem Lehrer Adolf Herbst komponiert sie weibliche, einsam wirkende Figuren aus dunklen Farbflächen.
Die Begegnung mit der amerikanischen Pop-Art 1965 wirkt wie ein Befreiungsschlag für die junge Künstlerin. Sie beginnt zu experimentieren, mit dem Farbauſtrag, der Technik und den Bildträgern. Sie zeichnet lineare Figuren direkt mit der Tube auf die Leinwand oder malt Paare in Pyjamas auf Badezimmer-Fliesen. In diesen frühen Arbeiten ist noch der Einfluss des Pop-Art-Künstlers Tom Wesselmann spürbar. Ausgehend von Paaren, die sich im Spiegel betrachten, entwickelt Jäggli ihr Hauptwerk: die Spiegelbilder. Mit diesen realistischen Arbeiten findet Margit Jäggli ein unverwechselbares Sujet, das sie rasch bekannt werden lässt. Für die frühen Spiegelbilder malt sie die Spiegelung noch hinter Glas oder Acrylglas. Später bedient sie sich einer sehr aufwendigen und hohe Präzision erfordernden Technik: sie malt die Spiegelung auf eine Faserplatte, die hinter einen Spiegel montiert wird, in dem die Fläche der Figur ausgespart ist. Wer als Betrachter in einen von Jägglis Spiegeln blickt, steht einem fremden, oſt prominenten Spiegelbild gegenüber. In Abgrenzung zum Hyperrealismus bezeichnet sie ihr Werk als «psychologischen Realismus». Durch die Darstellung der Selbstbetrachtung (oft auch nackter Modelle) spricht Jäggli Fragen nach dem Ich-Gefühl, nach Selbst- und Fremdbildern an. Auf einer symbolischen Ebene werden auch Themen wie Eitelkeit und Vergänglichkeit angesprochen. Mit den Spiegelbildern reflektiert Jäggli jedoch auch künstlerische Problemstellungen wie das Verhältnis von Malerei und Fotografie, Abbild und Realität angesprochen. 1980 wendet Jäggli sich anderen Themen und Techniken zu. Sie malt in weichen Pinselstrichen Feuchtnasenaffen (Galagos). Die Änderung von Malweise und Motiv werden als Bruch wahrgenommen, den Erfolg, den sie mit ihren Spiegelbildern erzielte, kann sie mit ihrem Spätwerk nicht fortsetzen.
Lebenslauf: CV_Margrit Jäggli (PDF)
SIKART Lexikoneintrag: PDF
Nachlassverwaltung: Galerie Béatrice Brunner