Kunstschaffende
Nachlässe
Erbverträge
Max von Mühlenen (1903 – 1971)
Bürgerort: Bern (BE)
Schaffensort: Bern
Aufgewachsen in Bern. Nach der Schule (Matura 1922) während zweier Jahre an der Gewerbeschule in Bern und Zürich. Ab 1924 Ausbildung in Paris (Académie Julian und bei André Lothe).
Freundschaft mit Serge Brignoni. Gemeinsamer Wohnsitz in Epinay sur Seine, wo von Mühlenen mehrheitlich Landschaften malt. Ab 1926 während einiger Jahre im Sommer in Südfrankreich, zuerst Arles und Sanary, später in Cagnes und Golfe Juan. Hier befreundet er sich mit Tonio Ciolina, Albert Lindegger und Hans Seiler, mit denen er 1931 die avantgardistische Künstlergruppe Der Schritt weiter gründet. Von 1934 bis Kriegsausbruch längere Zeit an der französischen Côte d’Or in Courban. 1938 Rückkehr in die Schweiz. Gemeinsam mit seiner Frau Käti Äschbacher Wohnsitz in Stuckishaus bei Bern. Freundschaft mit Louis Moilliet, der ihn mit der Kunst der Glasmalerei in Berührung bringt. Wachsendes Interesse an der Farbe, das 1945 in der Theorie vom «roten Raumgipfelt. Ab 1940 private Malschule in Bern. 1941 und 1942 Malexkursionen ins Wallis mit seinen Schülern. 1964 wird die Malschule an die Kunstgewerbeschule der Stadt Bern angegliedert. Unterrichtet bis zu seinem Tod. 1942, 1947 und 1948 Kunstpreis der Stadt Bern. Von Mühlenen wirkt in verschiedenen Kunstkommissionen mit: Kantonale Kunstkommission (1950er Jahre), Eidgenössische Kunstkommission (1957–1964), Ausschuss zur Förderung der bildenden Kunst (ab März 1969).
Erste Werke entstehen unter dem Eindruck Ferdinand Hodlers. In Frankreich setzt er sich mit der französischen Kunsttradition auseinander (Cézanne, Matisse, Utrillo) und wird von der
zeitgenössischen Richtung der Ecole de Paris beeinflusst. Bestrebungen, sich vom Motiv zu lösen und mit rein malerischen Mitteln in die Abstraktion vorzudringen, prägen die Bildfindungen der 1930er Jahre. Dabei experimentiert er mit neuen Gestaltungsmethoden und mit der Möglichkeit, den Zufall in die Bildgenese miteinzubeziehen. Er verzichtet auf die Verwendung eines Pinsels arbeitet mit blossen Fingern oder Schwämmen. In den 1940er Jahren vorerst Figurendarstellungen und Landschaftsbilder. In den Landschaften Bemühen um gesteigerte Farbwirkung. In den Walliser Bildern wird die Geländestruktur anfänglich in ein Flächenmuster zerlegt. Daraufhin spontanere Niederschrift in den Gebirgsansichten bei Grindelwald. Dabei steigern sich Farbe und Pinselstrich expressiven Ausdruckswerten, hinter welchen die Form deutlich zurücktritt. Ähnliches Vorgehen bei Landschaften aus der Umgebung von Stuckishaus.
Die Auseinandersetzung mit der Farbe führt zu einer eigenwilligen Farbtheorie, die der Farbe Rot eine räumliche Eigenschaft zuschreibt und die Farbe Blau als gegenstandsgebunden charakterisiert.
Rot-blaue Aktdarstellungen und Landschaften. Seit Beginn der 1950er Jahre starke Tendenz zur Abstraktion. Im zeitlichen Wechsel dominieren einmal das Geometrische (etwa in Klebebildern reduzierter Farbgebung), dann wieder farbige, abstrakt-expressionistische Lösungen. Ungegenständliches Wandbild für das Schweizer Restaurant an der Weltausstellung in Brüssel (1958). Ende 1950er Jahre nahezu monochrome Bilder, zum Beispiel Wandbild für die Hyspa in Bern (1961). Gleichzeitig erste Schlachtenszenen und Rittergestalten in spontanem, expressivem Pinselduktus Grossformate in schwarzer Dispersion für die Landesausstellung in Lausanne (1964). Daneben immer auch Kompositionen in leuchtenden Farben zu diesem Thema. In der Spätzeit vermehrt auch Beschäftigung mit den Themen Zirkus und Theater. Realistische Bleistiftzeichnungen entstehen während der gesamten Schaffenszeit (zum Beispiel Ansichten der Stadt Bern).
Werke: Kunstmuseum Bern; Bern, Schweizerische Eidgenossenschaft, Bundesamt für Kultur; Bern, Restaurant Dählhölzli, Dalmaziquai 151a, Arche Noah, 1938, Malerei auf Holzdecke;
Bern, Universität, Hochschulstrasse 4, Theseus-Zyklus, 1945–1950, Fresken; Bern, Tiefenauspital, Tiefenaustrasse 112, Der barmherzige Samariter, 1949, Sgraffito; Bern, Katholische Kapelle St. Elisabeth, Insel-Spital, Der zerrissene Tempelvorhang, 1963, Glasfenster; Bern, Sitzungszimmer der Bernischen Kraftwerke AG, Viktoriaplatz 2, Das Wasser, 1964, Glasfenster; Bern, Spitalgasse 26, Bodengestaltung, 1957, Marmor; Bern, Zieglerstrasse 30, Wandgestaltung aus schwarzen Betonplatten; Kirche Bettlach, Betonreliefs, 1958; Kirche Bolligen, Glasfenster, 1962–63; Bremgarten (BE), Abdankungshalle des Friedhofs Christliche Symbole, 1956, Glasfenster, (mit Peter Stein); Gümligen, Reformierte Kirche, Glasfenster, 1953; Dorfplatz Ins, Bodengestaltung, 1961; Schulhaus Kirchberg Sgraffito, 1947; Liebefeld bei Bern, Thomas-Kirche, Glasfenster, 1968; Würenlingen, Verpflegungsraum des Atomforschungszentrum, Glasfenster, 1968.
Textquelle: Henriette Mentha: «Max von Mühlenen». In: SIKART Lexikon zur Kunst in der Schweiz, 2018 (erstmals publiziert 1998). https://recherche.sik-isea.ch/sik:person-4000323/in/sikart
SIKART Lexikoneintrag: PDF